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Verwaltungsausbildungen in der D-A-CH-Region – eine systematische Annäherung anhand ausgewählter Strukturmerkmale Cover

Verwaltungsausbildungen in der D-A-CH-Region – eine systematische Annäherung anhand ausgewählter Strukturmerkmale

Open Access
|Nov 2025

Full Article

1. Einleitung

«Public administration is an essential and integral part of the government in many countries. The efficiency of public administration plays a critical role in the survival of civilizations, whereas its inefficiency leads to the decline of civilizations» (Abdolhamid et al. 2023: 74). Unter Begriffen wie Verwaltungswissenschaften, Public Administration, Public Management oder Public Governance firmiert im deutschsprachigen Raum eine vergleichsweise junge wissenschaftliche Disziplin, die sich mit den Strukturen, Prozessen und Steuerungslogiken öffentlicher Institutionen befasst. Im Zentrum steht dabei die analytische und normative Auseinandersetzung mit der Funktionsweise staatlicher Verwaltung sowie mit Fragen der Effektivität, Effizienz und Legitimität des öffentlichen Handelns.

Die öffentliche Verwaltung prägt durch die Finanzierung ihrer akademischen Ausbildung in gewissem Masse selbst, wie sie institutionell verstanden und vermittelt wird. Damit wird sie zugleich Gegenstand und Mitgestalterin ihrer eigenen wissenschaftlichen Reflexion. Dieser Umstand führt dazu, dass die Notwendigkeit einer vertieften wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Verwaltung nicht immer als prioritär wahrgenommen wird. Beispiele wie die österreichische «Initiative Bessere Verwaltung» (2023), die etwa mit «50 Vorschlägen für die Bundesverwaltung» Reformimpulse setzt, zeigen jedoch, dass Fragen der Qualitätssteigerung eng mit gezielter Ausbildung und einer Verwissenschaftlichung administrativer Praxis verknüpft sind. In diesem Zusammenhang lässt sich auch unter Rückgriff auf den Public-Value-Ansatz argumentieren, dass akademische Public-Management-Ausbildungen einen gesellschaftlichen Mehrwert erzeugen (vgl. Horniak & Hödl 2020).

Erste Fragen, welche sich somit rasch stellen, sind: Was sollen Public Manager:innen können (müssen)? Welche Strukturen bräuchte es, um eine optimale Ausbildung zu gewährleisten? Und schliesslich: Wie könnten Beamt:innen damit weniger einer Bürokratisierung, der Politik oder der Gesellschaft «ausgeliefert» sein? (Forgács 2016).

Der vorliegende Beitrag möchte zur Beantwortung insbesondere der strukturellen Ausprägungen akademischer Ausbildung einen Beitrag leisten, indem Verwaltungsausbildungen anhand ausgewählter Dimensionen in drei ausgewählten Ländern verglichen werden und damit eine erste Modellierung unterschiedlicher Zugänge geschaffen wird. Der Beitrag folgt einem qualitativ-vergleichenden Forschungsdesign (Most Similar Systems Design, MSSD) und untersucht drei ausgewählte Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die als idealtypische Vertreter ihrer jeweiligen nationalen Modelle der Verwaltungsausbildung gelten. Im Anschluss an die theoretisch-konzeptionellen Grundlagen (Kapitel 2) wird das methodische Vorgehen (Kapitel 3) erläutert. Die empirische Analyse (Kapitel 4) vergleicht die drei Hochschulen entlang zentraler Dimensionen wie institutioneller Steuerung, curricularer Ausrichtung, Zielgruppenlogik und Finanzierung. Abschliessend werden in Kapitel 5 zentrale Erkenntnisse synthetisiert und im Hinblick auf zukünftige Entwicklungsperspektiven verwaltungsbezogener Hochschulausbildung diskutiert.

2. Theoretisch-konzeptionelle Grundlagen

Folgt man dem Versuch, die Wissenschaft über die Verwaltung zu erfassen und zu vermessen (Kumar et al. 2020, Abdolhamid et al. 2023), gewinnt man rasch den Eindruck, dass Verwaltungswissenschafter:innen schwierig auszubilden sein könnten. Die vorgefundene heterogene, im besten Sinne interdisziplinäre Wissenschaft arbeitet mit Kernbegriffen, die wiederum je nach disziplinärer Brille sehr unterschiedlich gelesen und verstanden werden können. Dies zeigt sich insbesondere bei der Betrachtung zentraler Kernbegriffe des Public Management, die zunehmend auch im deutschsprachigen Raum Einzug gefunden haben (z. B. policies, governance, performance management), dort aber je nach institutionellem und disziplinärem Kontext unterschiedliche Bedeutungen und Konnotationen tragen. Die in Abbildung 1 dargestellte bibliometrische Entwicklung verdeutlicht diese terminologische Vielfalt und den Bedeutungswandel zentraler Schlüsselbegriffe über die Zeit. Für den deutschsprachigen Raum ist sie insofern aufschlussreich, als sie die zunehmende Integration internationaler Diskurse und zugleich die semantische Offenheit und Kontextabhängigkeit verwaltungswissenschaftlicher Konzepte sichtbar macht.

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Abbildung 1

Key words im Bereich Public Management im Zeitverlauf (Abdolhamid et al. 2023: 87).

Bei der Betrachtung von verwaltungswissenschaftlichen Ausbildungen müssen somit stets mehrere Dimensionen gemeinsam gedacht und ihre Interdependenzen berücksichtigt werden. Eine Vielzahl an Definitionen des Untersuchungsgegenstands und der wissenschaftlichen Disziplin selbst geben einen ersten Hinweis darauf. «The area [sic!] of Public Administration is an interdisciplinary field in which the study of government is the most fundamental issue» (Abdolhamid et al. 2023: 74). So weit, so umfangreich – dies dürfte auch die von Luhmann in den 1960ern erkannten Schwierigkeiten der Erfassung eines Rahmens und des verbundenen Studiums nicht mindern. «Darunter leidet auch das Studium der Verwaltungswissenschaft. Man kann nicht sämtliche Wissenschaften studieren, die zum Verständnis des Verwaltungsgeschehens beitragen können.» (Luhmann 2022: 13)

Der Bedarf nach guter Ausbildung manifestiert sich in diesem Bereich nicht nur als Abbild der Forschungstätigkeit im Feld, sondern auch mittels berufsnaher Ausbildungserfordernisse. Angewandte Forschung, hochschulische Ausbildung und die Berufstätigkeit in der Verwaltung können somit konzeptionell nicht getrennt betrachtet werden. «Die Lehre der Verwaltungswissenschaft muss sich daher praktisch auf den Boden einer bestimmten [Anm.: spezialisierten] Fachwissenschaft begeben, deren Kenntnis sie bei den Studierenden voraussetzen kann. So bekommt sie auch von den Unterrichtsproblemen her den Charakter einer angelehnten, mit praktischen Spezialproblemen befassten «angewandten» Disziplin. Dadurch wird die theoretische Besinnung auf die Eigenart des Verwaltungsvorganges gehemmt.» (Luhmann 2022: 13) Diese berufsnahen Erfordernisse und das Streben nach qualitativ hochwertiger Verwaltungsausbildung schaffen in weiterer Folge strukturelle Rahmenbedingungen, die eine Ausbildung ermöglichen, die sich erneut mittels spezifischer, qualitätsgesicherter Curricula an der wissenschaftlichen Forschung, an zukünftigen Perspektiven und Erfordernissen für tertiär ausgebildete öffentlich Bedienstete orientieren.

«Given the nature of this discipline and the dynamic identity of the social sciences, researchers have used different approaches to understanding the nature of public administration.» (Abdolhamid 2023: 74) Die sui generis interdisziplinär angelegte Disziplin der Verwaltungswissenschaften ist historisch gewachsen und hat als hauptsächlichen Untersuchungsgegenstand die öffentliche Verwaltung mit all ihren Tätigkeitbereichen. Die Betrachtung der (Struktur der) Curricula für eine Public Management Ausbildung schafft somit eine notwendige Abstraktion für die Wissensvermittlung im Bereich der Verwaltungs- und verwaltungswissenschaftlichen Ausbildung. Dies führt einerseits dazu, ein generalistisches Studium für die gesamthafte Erfassung dieser Arbeitstätigkeiten zu konzipieren, andererseits liegt genau in der Erfassung und damit Behandlung der „richtigen“ Fachdisziplinen als auch des „richtigen“ Mengengerüsts der Schlüssel zu einer gelungenen Verwaltungsausbildung.

Hat man diesen Schlüssel gefunden oder sich ihm angenähert, bedarf es dann der strukturellen Bereitstellung eines ausreichend heterogenen Lehrkörpers und einer institutionellen Verankerung im hochschulischen Kontext. Dies wird jedoch nicht als zwingend notwendig seitens des Untersuchungsgegenstands, sprich der öffentlichen Verwaltung gesehen. So herrscht in vielen Köpfen nach wie vor das Bild einer überwiegend juristisch fundierten Beamtenschaft vor.

Der grundsätzliche Stellenwert einer akademischen Verwaltungsausbildung im D-A-CH-Raum lässt sich zwar nicht eindeutig bestimmen, doch deutet die unterschiedliche Anzahl und Verbreitung entsprechender Studienangebote auf eine variierende institutionelle Verankerung und unterschiedliche Bedeutung in den drei Ländern hin (Jann & Seyfried 2011). In Deutschland besitzt die explizite Ausbildung für den öffentlichen Dienst sowohl historisch als auch gegenwärtig einen hohen Stellenwert, was sich in stabilen institutionellen Strukturen und verlässlicher Finanzierung widerspiegelt. Auch in Österreich lässt sich ein zunehmendes Bewusstsein für die Notwendigkeit einer systematischen und fundierten Ausbildung von Verwaltungsmitarbeitenden feststellen. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der sichtbaren Verankerung entsprechender Massnahmen in fachpolitischen und programmatischen Dokumenten. So wird im aktuellen Regierungsprogramm der österreichischen Bundesregierung erstmals ausdrücklich die Verbesserung der Verwaltungsausbildung thematisiert: «Verbesserung der Verwaltungsausbildung. Austrian School of Government und Vollfinanzierung des Studiums Public Management an der FH Campus Wien» (Bundeskanzleramt 2025: 220). Demgegenüber stellt sich im Fall der Schweiz die Frage, ob und in welchem Ausmass die Qualifizierung des öffentlichen Personals angesichts der vergleichsweise offenen und dezentral organisierten Ausbildungslandschaft überhaupt einer bildungspolitischen Steuerung unterliegt – oder ob eine solche Steuerung künftig gezielter erfolgen sollte.

3. Methodik

Die Vergleichsstudie zur Verwaltungsausbildung in der D-A-CH-Region, welche dem vorliegenden Artikel zugrunde liegt (Hartmann et al. 2025), basiert auf einem qualitativ-komparativen Design, welches auf die systematische Analyse hochschulischer Ausbildungsstrukturen für den öffentlichen Sektor in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgerichtet ist. Ziel ist es, durch die vergleichende Betrachtung exemplarischer Hochschulen länderspezifische Ausprägungen, strukturelle Gemeinsamkeiten aber auch divergente Entwicklungslinien herauszuarbeiten. Methodologisch orientiert sich die Studie an den Prinzipien des Most Similar Systems Design (MSSD) (Anckar 2020), bei dem drei Länder mit vergleichbaren politischen und kulturellen Rahmenbedingungen untersucht werden, um innerhalb dieser strukturellen Ähnlichkeit systematisch Unterschiede in der hochschulischen Ausgestaltung der Verwaltungsausbildung zu identifizieren. Das MSSD ist ein komparatives Forschungsdesign, das darauf abzielt, kausale Zusammenhänge zwischen Variablen aufzudecken, indem möglichst ähnliche Systeme verglichen werden, die sich in zentralen Merkmalen unterscheiden. Die Grundannahme lautet, dass Unterschiede in der abhängigen Variable (z. B. institutionelle Ausgestaltung von Verwaltungsausbildungen) auf jene unabhängigen Variablen zurückgeführt werden können, die sich in sonst stark vergleichbaren Kontexten unterscheiden.

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde das MSSD auf die vergleichende Analyse der hochschulischen Verwaltungsausbildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz angewendet. Diese drei Länder teilen wesentliche strukturelle Merkmale: Die drei deutschsprachigen europäischen Länder weisen ähnliche Rechts-, Staats- und Verwaltungstraditionen auf, sind föderal organisiert und haben vergleichbare duale Bildungsstrukturen. Gleichzeitig existieren signifikante Unterschiede in der institutionellen Hochschulorganisation, der Einbindung in Verwaltungslaufbahnen, der curricularen Steuerung und der Finanzierungssysteme.

Die Auswahl der drei untersuchten Hochschulen – der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS), der Hochschule Campus Wien (HCW) und der Hochschule Luzern (HSLU) – folgt einer analytisch begründeten, aber zugleich pragmatischen Falllogik. Sie repräsentieren innerhalb der D-A-CH-Region idealtypische Ausprägungen der jeweiligen nationalen Steuerungslogiken.

Die Auswahl erfolgte in einem mehrstufigen Prozess auf Basis der Zugänglichkeit relevanter Daten und Dokumente, des idealtypischen Charakters der jeweiligen Institution im nationalen Kontext und der Bereitschaft der betreffenden Hochschulen, sich diesem Vergleich zu öffnen. Damit wurde sichergestellt, dass die Fälle einerseits hinreichend vergleichbar sind und andererseits die zentralen nationalen Strukturmerkmale abbilden.

Zugleich sind mit dieser Fokussierung auf drei Hochschulen klare methodische Grenzen verbunden. Die Fokussierung erlaubt eine vertiefte, kontextualisierte Analyse, kann aber die Vielfalt verwaltungsbezogener Bildungsangebote im deutschsprachigen Raum – insbesondere innerhalb der stark ausgeprägten föderalistischen Strukturen – nur exemplarisch abbilden. Die Studie erhebt daher nicht den Anspruch einer Vollerhebung, sondern zielt auf die konzeptionelle Typologisierung und die Identifikation zentraler Strukturunterschiede. Wie beim komparativen MSSD-Ansatz üblich, liegt der Schwerpunkt auf analytischer Plausibilität und kontextueller Vergleichbarkeit. Mögliche Selektionsverzerrungen oder Grenzen der Generalisierbarkeit müssen dabei in Kauf genommen werden. Insgesamt wurde das Ziel verfolgt, sich systematisch an die Frage nach den Unterschieden der institutionellen Steuerungslogiken und Rollenwahrnehmung von Hochschulen anzunähern, die trotz struktureller Ähnlichkeiten der Gesamtsettings bestehen.

Für die vergleichende Analyse wurden in einem ersten Schritt zentrale Analysefelder definiert, die eine differenzierte Betrachtung ermöglichen. Dazu zählen unter anderem:

  • der rechtlich-organisatorische Status der Hochschulen,

  • die curriculare Struktur der Studiengänge,

  • Merkmale der Studierendenpopulation,

  • das Profil der Lehrenden,

  • die Finanzierungssysteme

  • sowie institutionelle Kooperationsformen mit der Verwaltungspraxis.

Diese Felder wurden induktiv auf Grundlage einschlägiger Fachliteratur sowie durch Expertendiskussionen im Forschungsteam, in welchem die drei genannten Hochschulen personell repräsentiert sind, identifiziert und als strukturierende Grundelemente des Forschungsdesign festgelegt. Der empirische Zugriff erfolgte über die systematische Auswertung öffentlich zugänglicher Quellen (z. B. Gesetzesgrundlagen, Hochschulwebsites, Akkreditierungsunterlagen, Curricula) sowie ergänzender Dokumente (z. B. interne Strukturpapiere, Studiengangsberichte und Kennzahlen aus Jahresberichten und hochschulinternen Reportings und Auswertungen).

Der komparative Forschungsansatz orientierte sich an einem deduktiv-induktiven Vorgehen: Eine Kategorisierung zentraler, vergleichbarer Strukturmerkmale wurde gemeinsam vorgenommen. Bestehende theoretische Erwartungen zur Typologie und Funktionsweise von Verwaltungsausbildungen im hochschulischen Kontext (z. B. Differenzierung nach Laufbahnsystemen, Einfluss von Finanzierungsregimes, Grad der Praxisintegration) wurden systematisch mit den empirisch erhobenen Daten in Beziehung gesetzt. Ziel war es dabei nicht nur, strukturelle Unterschiede zwischen den Ländern und Hochschulen zu beschreiben, sondern auch deren institutionelle Einbettung, Steuerungslogiken und Entwicklungspotenziale zu verstehen und zu analysieren.

Im vorliegenden Artikel werden die drei untersuchten Hochschulen entlang von Analysekategorien systematisch miteinander verglichen. Aus der umfangreichen Studie, die diesem Artikel zugrunde liegt, wurden im Hinblick auf zentrale Einflussfaktoren auf die unterschiedlichen Steuerungslogiken folgende Analysekategorien ausgewählt und tiefergehend analysiert:

  • Entwicklung der verwaltungsbezogenen Bildungsangebote

  • Curriculare Ausrichtung ausgewählter Studiengänge

  • Zielgruppen und vermittelte Rollenbilder

  • Finanzierung

4. Verwaltungsbezogene Bildungsangebote im D-A-CH-Raum

Die vergleichende Analyse zeigt deutliche Unterschiede in der institutionellen Steuerungslogik der hochschulischen Verwaltungsausbildungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Diese Unterschiede betreffen sowohl die Autonomie der Hochschulen als auch die Rolle der öffentlichen Verwaltung als steuernde Instanz.

In Deutschland ist die Steuerungslogik durch ein stark laufbahnorientiertes System geprägt, bei dem die öffentliche Verwaltung als Hauptakteurin auftritt. Die HöMS fungiert faktisch als verwaltungsnahe Ausbildungsinstitution, deren Curricula, Zulassungsbedingungen und Kapazitäten wesentlich durch das Innenministerium sowie durch Bedarfsplanungen der Verwaltung mitbestimmt werden. Der Charakter der Ausbildung ist dienstrechtlich verankert; Studierende sind von Beginn an verbeamtet und befinden sich in einem öffentlich-rechtlichen Ausbildungsverhältnis (VerwFHG 1979). Die Hochschulautonomie ist in diesem Modell stark eingeschränkt, da akademische Selbstverwaltung und curriculare Gestaltung primär verwaltungsseitig koordiniert werden.

In Österreich wird ein hybrides Steuerungsmodell sichtbar. Die HCW ist zwar als eigenständige Hochschule organisiert, jedoch sind die Studiengänge in Public Management stark in Kooperation mit den Finanzierern/Geldgebern der Studienplätze (Bund und Stadt Wien) geprägt. Diese nehmen Einfluss auf die Studieninhalte, etwa durch Praxisphasen, Moduldefinitionen und Auswahlverfahren. Gleichzeitig folgt die HCW dem allgemeinen Fachhochschulgesetz (FHG 1993), das akademische Mindeststandards fordert und hochschulische Freiheiten garantiert. Daraus ergibt sich eine kooperative Steuerungslogik, bei der Hochschule und Verwaltung in einem engen Abstimmungsverhältnis stehen, jedoch keine vollständige Integration der Ausbildung in das Verwaltungssystem vorliegt.

Die Schweiz – hier repräsentiert durch das Beispiel der HSLU – zeigt ein stark hochschulautonomes Modell, das sich durch eine funktionale Trennung von Verwaltungsausbildung und Verwaltungssystem auszeichnet. Die Steuerung erfolgt primär durch hochschulinterne Gremien im Rahmen der kantonalen Hochschulgesetzgebung (z.B. Kanton Luzern 2013). Zwar bestehen intensive Kooperationen mit Praxispartnern, insbesondere über Dozierende aus der Verwaltung und modulare Projektarbeiten, doch erfolgt die curriculare Steuerung primär durch die Hochschule selbst. Der Zugang zum Studium ist offen, eine Anstellung im öffentlichen Dienst ist weder Voraussetzung noch Begleitbedingung. Die Ausbildung verfolgt bildungs- und professionsorientierte Ziele, nicht laufbahnrechtliche Vorgaben.

4.1 Entwicklung der verwaltungsbezogenen Bildungsangebote

Die verwaltungsbezogene Hochschulausbildung im deutschsprachigen Raum hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten stark diversifiziert. Zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz bestehen deutliche Unterschiede hinsichtlich des institutionellen Aufbaus, der curricularen Ausrichtung und der Einbindung in die jeweilige Verwaltungspraxis. Trotz konvergenter Tendenzen im Zuge der Bologna-Reform zeigt sich, dass nationale Pfadabhängigkeiten und verwaltungsstaatliche Logiken weiterhin die Ausgestaltung und Funktion verwaltungsbezogener Studiengänge prägen.

In Deutschland wurde die hochschulische Verwaltungsausbildung 1947 mit der Gründung der Akademie für Verwaltungswissenschaften in Speyer institutionalisiert. Parallel dominierten zunächst verwaltungsinterne Ausbildungseinrichtungen wie Verwaltungsschulen und -akademien, die unmittelbar an staatliche oder kommunale Behörden angebunden waren. Mit dem wachsenden Bedarf an qualifiziertem Verwaltungspersonal setzte sich ab den 1970er-Jahren die Überzeugung durch, dass Führungsaufgaben und gehobene Sachbearbeitung angesichts wachsender Komplexität ein Hochschulstudium erfordern. Die in diesem Kontext gegründeten Verwaltungsfachhochschulen – darunter auch die HöMS – verfügen seit 1979 somit über umfassende Erfahrung in der Konzeption und Organisation dualer Studienformate.

An der HöMS, wie an vergleichbaren Einrichtungen, ist das Studium eng mit dem Beamtendienstverhältnis verknüpft: Der Zugang erfolgt über die jeweilige Ausbildungs- bzw. Einstellungsbehörde, welche die Studierenden entsendet und auch die Organisation der Praxisanteile verantwortet. Die Studierenden begreifen sich dadurch primär als Angehörige „ihrer“ Behörde, was zugleich ihre Bindung an die Hochschule schwächt. Die Hochschule selbst hat in diesem Modell kaum Einfluss auf die Auswahl ihrer Studierenden. Die institutionelle Steuerung des Studiengangs liegt weitgehend beim Innenministerium aufgrund der Ausbildung von Exekutivbeamt:innen, was zu einer stark eingeschränkten curricularen Autonomie führt.

Ein zentrales Merkmal der deutschen Verwaltungsfachhochschulen war über Jahrzehnte die Verleihung der Laufbahnbefähigung für den gehobenen Dienst, die als beamtenrechtlicher Qualifikationsnachweis fungierte. Diese Befähigung wurde – analog zum Staatsexamen – durch externe Prüfungsausschüsse festgestellt, bestehend aus Beamt:innen des gehobenen und höheren Dienstes. Die Diplomvergabe war dabei formal zweitrangig. Jurist:innen prägten lange die Strukturvorgaben der Studiengänge, insbesondere die Anforderung, dass mindestens 50 % der Lehrinhalte rechtswissenschaftlich sein mussten (Innenministerkonferenz 2005).

Mit der Einführung von Bachelorstudiengängen im Rahmen der Bologna-Reform wurde dieses Modell schrittweise verändert. An der HöMS zeigt sich dies etwa in der Einführung betriebswirtschaftlich geprägter und zunehmend digital ausgerichteter Studiengänge, die auf aktuelle Steuerungsbedarfe und Verwaltungsmodernisierung reagieren. Diese Entwicklungen führten zu einer Lockerung der vormals starren Strukturvorgaben und eröffnen neue Profile in der Professionalisierung des Verwaltungspersonals – auch wenn die enge institutionelle Kopplung an die Verwaltung (das Hessische Ministerium) weiterhin prägend bleibt.

In Österreich war die Entwicklung verwaltungsbezogener Hochschulausbildung lange Zeit durch eine juristisch-normative Deutungshoheit geprägt. Seit der Ersten Republik dominierte ein verwaltungswissenschaftliches Paradigma, das Verwaltung primär als rechtsförmiges Handeln im entwickelten Rechtsstaat verstand (vgl. Biegelbauer et al. 2014: 351f.). Diese Sichtweise prägte sowohl die Verwaltungspraxis als auch die Wissenschaft bis weit in die 2000er-Jahre und liess kaum Raum für eine systematische Auseinandersetzung mit betriebswirtschaftlichen oder sozialwissenschaftlichen Perspektiven auf die öffentliche Verwaltung.

Im Vergleich zu anderen Staaten – insbesondere zum anglo-amerikanischen Raum und auch zu Deutschland – verlief die Akademisierung der Verwaltungsausbildung in Österreich eher zögerlich. Erst mit dem EU-Beitritt 1995 setzte eine gewisse Dynamik ein. Die treibenden Akteure dieser Entwicklung waren insbesondere Fachhochschulen, die in den 2000er-Jahren begannen, eigenständige Lehrgänge und Studiengänge im Bereich Public Management zu etablieren. Eine zentrale Rolle nahm dabei die HCW ein, die 2008 als erste Institution in Österreich einen Bachelorstudiengang Public Management einführte. Dieser entwickelte sich aus einem vormals bundeseigenen Verwaltungsaufstiegslehrgang heraus und wurde 2010 durch ein konsekutives Masterprogramm ergänzt.

Mit dem Studiengang Public Management an der HCW wurde nicht nur ein neues akademisches Ausbildungsangebot geschaffen, sondern auch ein neues Berufsbild des Public Managers bzw. der Public Managerin eingeführt. Die Studiengänge sind interdisziplinär angelegt und verbinden verwaltungswissenschaftliche Grundlagen mit rechtswissenschaftlichen, betriebswirtschaftlichen, sozialwissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Inhalten. Aktuelle Studienpläne beinhalten u. a. Module zu Recht, Staat und Verwaltung im internationalen Kontext, zu Haushaltswesen, Organisation und Management, Digitalisierung, Gemeinwohlorientierung und gesellschaftlichem Wandel.

Die HCW hat damit in Österreich eine Pionierrolle in der Akademisierung der Verwaltungsausbildung übernommen. Ihre Studiengänge unterscheiden sich deutlich vom traditionellen juristischen Zugang, indem sie verwaltungsbezogene Handlungskompetenzen, strategisches Denken und gesellschaftliche Kontextualisierung miteinander integrieren. Die Programme richten sich primär an öffentlich Bedienstete, sind aber grundsätzlich offen konzipiert, wodurch sich ein hybrides Modell zwischen dienstbezogener Qualifikation und offener Hochschulausbildung etabliert hat.

In der Schweiz setzte die Entwicklung der Verwaltungswissenschaften vergleichsweise spät ein. Erst ab den 1970er-Jahren begannen sich vermehrt Ökonom:innen, Betriebswirt:innen, Organisationssoziolog:innen und Politikwissenschaftler:innen mit der öffentlichen Verwaltung zu befassen (vgl. Germann 1998: 7). Eine erste institutionelle Verankerung erfolgte durch den Lehrgang für öffentliche Verwaltung an der Universität Genf sowie durch die Gründung des «Institut des hautes études en administration publique» (IDHEAP) in Lausanne im Jahr 1981, das sich seither auf Lehre und Forschung zur öffentlichen Verwaltung spezialisiert hat. Parallel dazu wurde an der Universität St. Gallen ein Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre der öffentlichen Hand eingerichtet, der frühzeitig Elemente des New Public Management aufgriff.

Die Verwaltungswissenschaften in der Schweiz entwickelten sich zunächst unter starker politikwissenschaftlicher Prägung mit einem Fokus auf Governance-Fragen, bevor ab den 1980er-Jahren betriebswirtschaftliche Managementansätze hinzukamen. Diese Ansätze begriffen Verwaltung zunehmend als steuerbare Organisation im Sinne des New Public Management (vgl. Schedler 1996; Thom & Ritz 2008). Die Gründung der Schweizerischen Gesellschaft für Verwaltungswissenschaften (SGVW) 1983 trug zur disziplinären Konsolidierung bei. Mit der Etablierung des Kompetenzzentrums für Public Management (KPM) an der Universität Bern (2002) und des universitären Kooperationsnetzwerks SPAN (2007) wurde die verwaltungswissenschaftliche Hochschullandschaft weiter ausgebaut. Parallel zur universitären Verbreitung des Lehrangebots in Verwaltungswissenschaften entwickelten sich an Schweizer Fachhochschulen praxisnahe Vertiefungsrichtungen auf Bachelor- und insbesondere auf Masterstufe sowie Weiterbildungsangebote für Verwaltungsangestellte (Sager 2014).

Dazu gehört auch die HSLU, die seit den 2000er-Jahren im Bereich Public und Nonprofit Management konsequent Studiengänge mit verwaltungswissenschaftlicher Ausrichtung entwickelt hat. Insbesondere der Bachelor sowie der Master of Science in Business Administration mit Major Public and Nonprofit Management stehen exemplarisch für den interdisziplinären Anspruch dieser Programme. Sie integrieren Inhalte aus Politik, Recht, Wirtschaft und Organisationstheorie und richten sich an Studierende mit Interesse an öffentlichen, gemeinnützigen oder hybriden Organisationen. Hinzu kommt ein breites Weiterbildungsangebot, das sich an Berufstätige in Verwaltung und Politik richtet. Die HSLU sowie auch die meisten anderen Fachhochschulen der Schweiz bieten zahlreiche CAS- und MAS-Programme mit Relevanz für die öffentliche Verwaltung an. Zudem wird an der HSLU die Gemeindeschreiberausbildung für den Kanton Luzern angeboten, die in enger Kooperation mit kantonalen und kommunalen Partnern entwickelt wurde und als zentrale Qualifikation für kommunale Führungsfunktionen gilt.

Ein zentrales Element des Schweizer Modells ist seine starke Marktdynamik, der die Aus- und Weiterbildungsprogramme unterworfen sind und der die Hochschulen autonom durch neue Curriculumsentwicklungen begegnen. So werden an der HSLU die Bachelor- und Masterprogramme in Public and Nonprofit Management bis zum Sommersemester 2026 schrittweise auslaufen und zu neuen Studiengängen bzw. Vertiefungsmodulen weiterentwickelt. Dies reflektiert eine nachfrageorientierte Weiterentwicklung des Ausbildungsangebots, das auf anwendungsorientierte Inhalte und Formate im Bereich Public Management und Governance setzt und sich in die bestehende Angebotslandschaft der Schweiz einfügt. Zu dieser gehört neben verschiedenen universitären Angeboten auch ein auf Fachhochschulebene vergleichbarer Major in Public Management im Master of Science in Business Administration der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Damit zeigt sich, dass das liberale, wettbewerbsorientierte Hochschulmodell der Schweiz Studienangebote auch im Bereich des Public Management einem stetigen Innovations- und Anpassungsdruck aussetzt, der Vielfalt und Spezialisierung fördert.

Charakteristisch für das Schweizer Modell ist, dass es kein geschlossenes Karrieresystem mit dienstrechtlicher Bindung an Hochschulen gibt, wie es etwa in Deutschland existiert. Die Studiengänge und Weiterbildungen richten sich an ein breites Zielpublikum, welches nicht zwingend in der öffentlichen Verwaltung tätig ist, sondern sich grundsätzlich für Steuerung und Gestaltung öffentlicher Aufgaben im politischen Kontext interessiert. Die Schweiz verfolgt damit einen offenen, hochschulautonomen und interdisziplinären Zugang zur akademischen Qualifizierung im Bereich der öffentlichen Verwaltung. Der Fokus liegt weniger auf formalisierten Laufbahnen, sondern auf individuellen Bildungswegen, die sich aus Grundausbildung, Berufserfahrung und gezielter Weiterbildung zusammensetzen. Damit trägt die Schweizer Bildungslandschaft wesentlich zur kontinuierlichen Professionalisierung und strategischen Weiterentwicklung der öffentlichen Verwaltung bei.

4.2 Curriculare Inhalte und akademische Ausrichtung

Die Curricula der untersuchten Ausbildungsinstitutionen zeigen sowohl gemeinsame Grundelemente als auch deutliche Unterschiede im Hinblick auf Schwerpunktsetzung und Zielorientierung. Ein gemeinsamer Nenner besteht in der Vermittlung grundlegender Kompetenzen in Rechtswissenschaften, der Betriebswirtschaftslehre und der Verwaltungslehre. Auffällig sind jedoch die unterschiedliche Gewichtung sowie die Tiefe der jeweiligen Inhalte.

An der HöMS (Deutschland) dominieren verwaltungsrechtliche und polizeispezifische Inhalte, die eng an die dienstlichen Anforderungen der Verwaltungspraxis gekoppelt sind. Die Curricula sind stark auf die unmittelbare Anwendung im Verwaltungsalltag ausgerichtet. Reflexive und theoriegeleitete Inhalte treten hinter praxisorientierten Modulen zurück; die Wissenschaftsorientierung bleibt sekundär.

Die HCW (Österreich) verfolgt einen anwendungsorientierten Studienaufbau, bei dem neben rechtlich-administrativen Grundlagen auch Module zu Public Management, Digitalisierung, Kommunikation und Projektmanagement integriert sind. Die Curricula werden in Kooperation mit den finanzierenden Ministerien und der Stadt Wien bei Bedarf angepasst, um aktuellen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Eine gewisse Breite an Management- und Steuerungskompetenzen ist vorgesehen, wobei der Fokus stärker auf „Public Administration“ als auf „Public Policy“ liegt.

Demgegenüber weisen die für die Verwaltung relevanten Curricula an der HSLU (Schweiz) eine tendenziell breitere Ausrichtung auf. Neben betriebswirtschaftlichen Managementgrundlagen werden verstärkt Inhalte aus Politikwissenschaft, Soziologie, Organisationstheorie, Governance-Forschung sowie Methodenlehre vermittelt. Die Ausbildung versteht sich als reflexive Professionsausbildung, die auf konzeptionelle Denkfähigkeit, kritische Analyse und interdisziplinäres Verständnis abzielt.

4.3 Zielgruppen und vermittelte Rollenbilder

Die untersuchten Verwaltungsausbildungen unterscheiden sich erheblich hinsichtlich der angesprochenen Zielgruppen und der institutionellen Einbindung der Studierenden.

In Deutschland richtet sich die Ausbildung an Bewerberinnen und Bewerber mit Hochschulreife, die im Rahmen eines Auswahlverfahrens für die Beamtenlaufbahn rekrutiert werden. Die Studierenden sind von Beginn an Teil der Verwaltung, was zu einem starken berufspraktischen Fokus, aber auch zu einem begrenzten akademischen Freiraum führt. Das Modell ist monoprofessionell, d. h. es richtet sich ausschliesslich an Nachwuchskräfte der öffentlichen Verwaltung. Die Studierenden sollen sich in fest definierten Strukturen zurechtfinden und als rechtskonforme, loyale Sachbearbeitende bzw. Führungskräfte im Rahmen staatlicher Autorität agieren (können). Regelanwendung und Verwaltungseffizienz stehen neben Eigeninitiative und kritischer Reflexion vermeintlich im Fokus der Lernziele.

In Österreich ist die Ausbildung formell offener für unterschiedliche Zielgruppen, in der Praxis jedoch ebenfalls stark auf künftige Verwaltungsmitarbeitende insbesondere des Bundesdienstes ausgerichtet. Die Kombination von Studium und beruflicher Einbindung (z. B. Praktika) verankert die Ausbildung im Feld, ohne sie jedoch dienstrechtlich zu determinieren. Absolvent:innen des Masterstudiums sollen zusätzlich zu einer breiten verwaltungswissenschaftlichen Grundausbildung operative Verantwortung übernehmen können, dabei aber auch strategische Steuerungskompetenz und interdisziplinäre Fähigkeiten entwickeln.

In der Schweiz sind die verwaltungsrelevanten Studiengänge breit zugänglich, auch für Quereinsteigende oder Studierende mit Interesse an Nonprofit-Organisationen, Politik oder verwandten Tätigkeitsfeldern. Die Programme sind offen konzipiert und erlauben vielfältige Bildungsbiografien. Dies begünstigt interdisziplinäre Kohorten und erweitert die Anschlussfähigkeit über die Verwaltung hinaus. Verwaltungsrelevante Studiengänge an Schweizer Hochschulen fördern ein reflexives, gestalterisches Rollenverständnis, das Verwaltungen als lernende Organisationen begreift und die Studierenden zur Mitgestaltung öffentlicher Aufgaben in komplexen Kontexten befähigen soll.

Aus der zugrunde liegenden Studie lassen sich im Hinblick auf die Rekrutierungsprozesse der Studierenden in den drei untersuchten Ländern deutliche systemische Unterschiede ableiten, die eng mit den jeweiligen institutionellen Logiken der Verwaltungsausbildungen verknüpft sind. Die nachfolgende Tabelle 1 dient der heuristischen Typologisierung der Rekrutierungslogiken. Die Rekrutierung von Studierenden selbst spiegelt grundlegende Unterschiede im Verhältnis von Verwaltung, Hochschule und Staat wider.

Tabelle 1

Systemunterschiede im Hinblick auf die Rekrutierungslogik (eigene Darstellung).

LANDREKRUTIERUNGSLOGIKSTEUERUNGSINSTANZBINDUNG AN VERWALTUNG
DeutschlandGeschlossen (behördlich)EinstellungsbehördeHoch (Beamtenstatus)
ÖsterreichHybrid (formal offen)Hochschule & DienstgeberMittel (kooperationsbasiert)
SchweizOffen (hochschulautonom)HochschuleGering (arbeitsmarktorientiert)

In Deutschland erfolgt die Rekrutierung über ein formalisiertes, behördlich gesteuertes Verfahren im Rahmen einer zukünftigen Beamtenlaufbahn. Studierende werden von Einstellungsbehörden an verwaltungsnahe Hochschulen entsandt, wodurch eine enge institutionelle Bindung an die Verwaltung von Beginn des Studiums besteht.

In Österreich zeigt sich ein hybrides Modell: Zwar sind Studiengänge wie an der Hochschule Campus Wien formal offen zugänglich, faktisch erfolgt die Rekrutierung jedoch häufig in enger Kooperation mit öffentlichen Dienstgebern (auch als Finanzierungsstellen der Ausbildung), was eine verwaltungsnahe, aber lose verbundene Studienausrichtung und -gestaltung sicherstellt.

Die Schweiz hingegen verfolgt eine offene, hochschulautonome Rekrutierung ohne fixierte, institutionalisierte Anbindung an die öffentliche Verwaltung. Der Zugang erfolgt über reguläre Zulassungsverfahren, was eine breite Zielgruppenansprache und hohe Diversität innerhalb der Studierenden ermöglicht, jedoch mit einer geringeren systemischen Verankerung in der Verwaltungspraxis einhergeht.

4.4 Finanzierung

In Deutschland ist die Finanzierung stark von der dualen Struktur der Ausbildung geprägt. An regulären staatlichen Hochschulen fallen meist keine Studiengebühren an. An Verwaltungsfachhochschulen, wie etwa der HöMS, erhalten die Studierenden während des Studiums ein Anwärtergehalt und die Ausbildungskosten werden in der Regel von der entsendenden Behörde übernommen. Diese Form betrifft primär die Ausbildung für den gehobenen Dienst. Im Bereich der kostenpflichtigen Masterstudiengänge werden diese nach dem Kostendeckungsprinzip angeboten. Für das Jahr 2024 beträgt der Selbstzahlerbetrag an der HöMS rund 12.300 €. Studierende, die von Behörden entsandt werden, erhalten in der Regel eine vollständige Kostenübernahme durch den Arbeitgeber. Eine direkte Vergleichbarkeit mit den Finanzierungssystemen anderer Hochschulen oder Länder ist aufgrund der unterschiedlichen institutionellen Logiken jedoch nur eingeschränkt möglich.

In Österreich beruht die Finanzierung der Studiengänge von Fachhochschulen zu grossen Teilen auf einem Bestellerprinzip, sprich die Bereitstellung der Ausbildung auf Studienplätzen wird durch die Verwaltung in Auftrag gegeben. Der grösste Finanzierer der Studienplätze ist die öffentliche Hand, „die Förderung des Bundes erfolgt für FH-Studiengänge auf Basis einer Studienplatzbewirtschaftung nach einem Normkostenmodell in Form eines Zuschusses.“ (BMBWF 2023: 31) Diese Studienplatzbewirtschaftung differenziert nach unterschiedlichen Fördersätzen, welche insbesondere die Kostenstrukturen der Studiengänge widerspiegeln und beträgt für Public Management 8.817,05 € pro Jahr und Studierende:m (BMFWF 2023: 31). Die Finanzierung der Studiengänge erfolgt über Mittel des Bundeskanzleramts (BKA), des Bundesministeriums für Frauen, Wissenschaft und Forschung (BMFWF) sowie des Bundesministeriums für Inneres (BMI) und der Stadt Wien. Studierende können sich dabei grundsätzlich auf vier unterschiedliche Finanzierungsarten stützen:

  • BMFWF-finanzierte Studienplätze stehen allen Bewerber:innen offen und sind nicht an ein Dienstverhältnis gebunden.

  • BKA-finanzierte Studienplätze setzen ein Dienstverhältnis zum Bund voraus.

  • BMI-finanzierte Studienplätze richten sich ausschliesslich an Personen mit einem Dienstverhältnis zum Innenministerium.

  • Von der Stadt Wien finanzierte Studienplätze richten sich ausschliesslich an Personen mit einem Dienstverhältnis zur Stadt Wien.

Unabhängig von der jeweiligen Finanzierungsquelle können Fachhochschulen zusätzlich Studiengebühren in Höhe von 363,36 € pro Jahr erheben, die von den Studierenden selbst zu tragen sind.

In der Schweiz basiert die Finanzierung der Hochschulen primär auf Beiträgen von Kantonen und Bund, während Studiengebühren nur einen geringen Anteil an den Gesamteinnahmen ausmachen. Im Durchschnitt betragen die Gebühren rund 790 CHF pro Semester an öffentlichen Hochschulen, was etwa 11 % der Einnahmen bei Fachhochschulen, 6 % bei Pädagogischen Hochschulen und lediglich 3 % bei Universitäten entspricht (SBFI 2006; BSS 2019).

Der Bund leistet Beiträge in Form von Grundbeiträgen, Bauinvestitions- und Nutzungsbeiträgen sowie projektgebundenen Mitteln, während sich Hochschulen zusätzlich um Drittmittel, insbesondere durch Forschungsprojekte, bemühen. Knapp die Hälfte der Hochschulen differenziert die Gebühren zwischen Bildungsinländer:innen und -ausländer:innen; letztere zahlen im Schnitt 1.500 CHF mehr pro Semester, wobei die rechtliche Grundlage dieser Praxis umstritten ist. Die Diskussion um Studiengebühren ist politisch sensibel: Befürworter höherer Studiengebühren argumentieren mit einer besseren Finanzierung und Effizienzanreizen, Kritiker hingegen warnen vor einer Gefährdung der Chancengleichheit und sozialer Selektion.

Insgesamt lassen sich auch durch die Betrachtung der Finanzierungslogiken drei unterschiedliche Modelle identifizieren: ein laufbahnbezogenes und behördenfinanziertes Modell (Deutschland), ein steuerungspolitisch differenziertes Bestellermodell (Österreich) und ein offenes, beitragsfinanziertes Hochschulmodell (Schweiz). Diese divergierenden Finanzierungsansätze wirken sich direkt auf die institutionelle Verankerung, die Zugänglichkeit sowie die Rolle der Verwaltungsausbildungen im jeweiligen Hochschulsystem aus. Die dargestellten Ergebnisse zu den vier Analysebereichen lassen sich in einer kompakten Synopse (Tabelle 2) zusammenführen, die zentrale Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den drei Hochschulen und ihren landesspezifischen Kontexten systematisch abbildet.

Tabelle 2

Vergleichende Übersicht zentraler Merkmalsdimensionen der Verwaltungsausbildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz (eigene Darstellung).

ANALYSEBEREICHDEUTSCHLAND (HöMS)ÖSTERREICH (HCW)SCHWEIZ (HSLU)
Steuerungslogik / institutionelle EinbindungLaufbahnbezogen, stark ministeriell gesteuert; geringe Autonomie der HochschulenHybrides Bestellermodell mit geteilter Steuerung (Bund / Stadt Wien / Hochschule)Hochschulautonom, gesteuert durch Aus- und Weiterbildungsmarkt
Curriculare AusrichtungRechts- und verwaltungsbezogene Fächer dominant; hohe PraxisorientierungInterdisziplinär; Verknüpfung von Recht, Management und DigitalisierungBreite, interdisziplinäre Basis (Politik, Ökonomie, Soziologie, Methoden)
Zielgruppen und RollenverständnisBeamtenanwärter:innen, klar dienstrechtlich gebundenÖffentlich Bedienstete, aber formal offene ZulassungOffen für Quereinsteiger:innen und generell Interessierte an Public und Nonprofit-Themen
FinanzierungsmodellBehördlich finanziert, AnwärterbezügeStudienplatzfinanzierung durch Bund / Ministerien; fakultative Erhebung von Studiengebühren durch die HochschulenHochschulfinanzierung durch Kantone und Bund; Studiengebühren; Drittmittel (Forschung, Dienstleistungen, Weiterbildungsangebote)

5. Schlussfolgerungen

Sieht man sich die verwaltungswissenschaftliche Ausbildung in drei Ländern mit grundsätzlich ähnlichen rechtlichen und normenbasierten Rahmenbedingungen an, treten sowohl in Bezug auf das System Hochschule im Allgemeinen als auch Verwaltungswissenschaft im Speziellen grosse Unterschiede auf. Dimensionen der Betrachtung gibt und gäbe es noch zahlreiche, die hier dargelegten zeigen im Mindesten eine wesentliche und nicht nur graduelle Vergleichbarkeit auf.

Dennoch dient dieser Ansatz zur Veranschaulichung von vorgefundenen Ausprägungen in der verwaltungswissenschaftlichen Ausbildung und verdeutlicht Stärken und Schwächen der Modelle im direkten Vergleich. Eine stärkere wissenschaftliche Orientierung bedarf eines höheren Freiheitsgrades der Hochschulen bei der Gestaltung der Curricula – dies ist allein schon dem interdisziplinären Charakter moderner Verwaltungswissenschaft geschuldet. Im Umkehrschluss führen eine enge Abstimmung und Mitbestimmung durch die Verwaltung zu einer merklich reduzierten wissenschaftlichen Perspektive. Dies begünstigt zwar eine gut abgestimmte und zielgerichtete, akademisierte Berufsausbildung, schränkt jedoch den wissenschaftlichen Reflexionsraum ein. In weiterer Folge ermöglicht die enge Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Hochschule, dass die Ausbildungsinhalte schrittweise an die sich wandelnden Anforderungen des öffentlichen Dienstes angepasst werden können.

Ein Spannungsfeld ergibt sich in der mehrfachen Verquickung von wissenschaftlicher Untersuchung, Untersuchungsgegenstand, akademischer Ausbildung und inhaltlichem Kanon. Der öffentliche Dienst existiert länger als «seine» explizite Disziplin dazu/darüber – zugleich ist, ähnlich den Rechtswissenschaften – das Studium über die Verwaltung immer verknüpft mit der praktischen Verwertung und Verwendung. Oftmals wird Public Management als reine Berufsausbildung verstanden. Dies könnte für ein hybrides Modell zwischen Academia und Berufsausbildung sprechen, welches aber gleichzeitig versucht «von überall das Beste» einzufangen, ohne zugleich nur an der Oberfläche zu verbleiben. Ein Spagat, der vielleicht im Rahmen vorgegebener ECTS-Punkte für ein Bachelor- oder Masterstudium nicht gelingen kann.

Als Erfolgsfaktoren erscheinen auf Basis der grundlegenden Arbeiten und dieses Beitrags eine langfristig gesicherte (und im besten Fall ausreichende) Finanzierung sowie eine bewusste Zielorientierung. Eine verwaltungswissenschaftliche Ausbildung schafft dann den grössten Mehrwert für das jeweilige System, wenn explizit ein Typus gewollt ist und verfolgt wird. Ähnlich wie in der Verwaltung selbst, sollte eine längerfristige Perspektive angestrebt und finanziert werden. Public Management sollte nicht als Orchideenfach betrachtet werden, das modischen Schwankungen unterliegt oder je nach Zeitgeist mehr oder weniger Anklang findet.

Der vorgestellte Überblick über die Systemunterschiede lässt eine erste Klassifizierung und Typologie zu und soll als Start- und Ansatzpunkt weiterer Verfeinerungen und idealtypischer Zugänge zur (Struktur der) Verwaltungsausbildung gesehen werden. Es ist den Autoren bewusst, dass sich in weiteren Ländern oder auch durch neue Gesetzesgrundlagen vergleichsweise rasch Abweichungen dieser vermeintlich klar abgrenzbaren Typen ergeben können. Aber genau dadurch bleibt die Verwaltungswissenschaft eine «Wissenschaft [der] ewige Jugendlichkeit beschieden ist». (Weber 1904: 206)

Interessenkonflikte

Die Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte bestehen.

DOI: https://doi.org/10.5334/ssas.235 | Journal eISSN: 2632-9255
Language: German
Submitted on: Aug 8, 2025
Accepted on: Nov 7, 2025
Published on: Nov 21, 2025
Published by: Ubiquity Press
In partnership with: Paradigm Publishing Services
Publication frequency: 1 issue per year

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