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Bürokratie im Wandel der Worte: Verwendung des Bürokratie-Begriffs in parlamentarischen Debatten (1950–2023) Cover

Bürokratie im Wandel der Worte: Verwendung des Bürokratie-Begriffs in parlamentarischen Debatten (1950–2023)

Open Access
|Dec 2025

Abstract

Der Beitrag untersucht die Verwendung des Begriffs der Bürokratie in den Debatten des Schweizer Parlaments basierend auf einer quantitativen Analyse sämtlicher Wortprotokolle zwischen 1950 und 2023. Die angewandten Verfahren des Natural Language Processing (NLP) erlauben es, sowohl die Häufigkeit als auch das Sentiment (positive oder negative Konnotation) bürokratierelevanter Debattenbeiträge zu bestimmen.

Bezüglich der Häufigkeit ist im Untersuchungszeitraum eine deutliche Zunahme zu verzeichnen, die parallel zum kontinuierlichen Ausbau der Schweizer Bundesverwaltung verläuft und in den Jahren seit 2010 ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Gleichzeitig zeigt sich eine zunehmende begriffliche Verengung in den Debatten. Unter bürgerlich geprägten Parteien ist eine deutliche Zunahme bürokratiebezogener Reden erkennbar, während linke Parteien überraschenderweise bis in die 1970er-Jahre einen höheren Anteil als die Bürgerlichen aufwiesen. Im Gegensatz zu den Bürgerlichen wird das Bürokratiethema durch die linken Parteien jedoch ab den 2000er-Jahren seltener angesprochen. Die Sentimentanalyse der parlamentarischen Debatten zeigt zudem, dass der Bürokratiebegriff im gesamten Untersuchungszeitraum deutlich häufiger negativ als positiv verwendet wurde. Dies entspricht nur teilweise den Erwartungen, dass bis Ende der 1960er-Jahre ein positiveres Bild vorherrschte und die Bürokratiekritik erst im Nachgang zur «Mirage-Affäre» sowie mit der Wirtschaftskrise der 1970er-Jahre Fahrt aufnahm. Weiter zeigt sich, dass sich der Anteil der negativ konnotierten Äusserungen ab den 2010er-Jahren stark zugenommen hat, während der Anteil der Debattenbeiträge mit einem positiven Bezug seit den 1950er-Jahren praktisch stabil geblieben ist. Dieses Bild ist grundsätzlich bei allen Parteigruppen erkennbar. Erstaunlich ist jedoch, dass seit 2010 bei den linken Parteien gleich viele kritische Wortmeldungen zu verzeichnen sind wie bei den rechten Parteien.

 

Résumé

L’utilisation du terme « bureaucratie » au Parlement suisse est examinée à partir d’une analyse de Natural Language Processing (NLP) des procès-verbaux entre 1950 et 2023. Les résultats montrent une augmentation des discours faisant référence à la bureaucratie, parallèlement à l’expansion de l’administration. Contrairement aux attentes postulant une utilisation positive du terme jusqu’à la fin des années 1960, l’analyse des sentiments montre des connotations nettement plus négatives que positives tout au long de la période.

 

Abstract

The use of the term ‘bureaucracy’ in the Swiss Parliament is examined based on an Natural Language Processing (NLP)-supported analysis of the transcripts between 1950 and 2023. The results show an increase in speeches referring to bureaucracy, which runs parallel to the expansion of the administration. Contrary to expectations postulating a positive use of ‘bureaucracy’ until the end of the 1960s, sentiment analysis shows that the term had significantly more negative than positive connotations throughout the entire period.

 

Mots-clés: Bureaucratie; parlement; procès-verbaux; analyse des sentiments; Natural Language Processing (NLP)

Keywords: Bureaucracy; parliament; transcripts; sentiment analysis; natural language processing (NLP)

DOI: https://doi.org/10.5334/ssas.234 | Journal eISSN: 2632-9255
Language: German
Submitted on: Aug 8, 2025
Accepted on: Nov 27, 2025
Published on: Dec 18, 2025
Published by: Ubiquity Press
In partnership with: Paradigm Publishing Services
Publication frequency: 1 issue per year

© 2025 Jan Fivaz, Daniel Schwarz, Laurence Brandenberger, Sophia Schlosser, Thomas Gees, Christian Geiger, published by Ubiquity Press
This work is licensed under the Creative Commons Attribution 4.0 License.