
Abbildung 1
Einflussdiagramm aus der Vernetzungsanalyse (eigene Darstellung).

Abbildung 2
Die 4 Szenariotypen (eigene Darstellung).
| Einflussfaktoren | Definition |
|---|---|
| Technologie | |
| Die Digitalisierung und der technologische Fortschritt gilt als wichtiger Einflussfaktor für die Entwicklung von Smart Government. Dieser Trend ist so umfassend, dass er Wirtschaft, Gesellschaft, Verwaltung und Politik gleichermassen betrifft. Für den öffentlichen Sektor bedeutet die digitale Transformation nichts weniger als die Neugestaltung der Verwaltung vor dem Hintergrund der veränderten technischen Möglichkeiten. Drei Einflussfaktoren scheinen für die Entwicklung von Smart Government besonders bedeutsam: Technologische Vernetzung, Datenvolumen/-Qualität und Automatisierung. | |
| Technologische Vernetzung | Das Internet der Daten (Web 3.0) vernetzt vorhandene Datenbestände und erschliesst sie so für eine offene Weiternutzung durch Dritte. Durch eine Öffnung von Daten (Open Data) und deren Vernetzung bieten sich neuartige Perspektiven zur Integration, Analyse, Bewertung und Nutzung von grossen Datenbeständen – nach Möglichkeit in Echtzeit (Big Data). |
| Datenvolumen/Datenqualität | Der zunehmende Einsatz von digitalen Prozessen, Kommunikationsmitteln und Sensoren generiert eine grosse Menge an Daten. Je besser die Qualität dieser Daten ist, umso mehr lassen sie sich für Entscheide, Prognosen oder Automatisierung nutzen. |
| Automatisierung | Bezeichnet einen Prozess oder eine Einrichtung, der oder die unter festgelegten Bedingungen ohne menschliches Eingreifen abläuft oder arbeitet. Vor dem Hintergrund knapper werdender Ressourcen geschieht eine Automatisierung als eine der Antriebsfedern des technologischen Fortschritts (Brüesch & Brändli 2013). |
| Politik, Staat und Recht | |
| Rechtliche Rahmenbedingungen | Im Umgang mit neuen technologischen Möglichkeiten muss die Politik notwendige rechtliche Grundlagen aushandeln, insb. zum Schutz vor missbräuchlicher Verwendung der Daten. Der politische und institutionelle Rahmen ist entscheidend für Smart Government. Besonders relevant ist dabei die direkte Demokratie in der Schweiz, d.h. in Bezug auf smarte Vorhaben braucht es die Akzeptanz der Bevölkerung. |
| Transparenz | Oft sind es gesellschaftliche Erwartungen und Bedürfnisse, die vom Staat eine offene Kommunikation und Rechenschaft über Abläufe, Sachverhalte, Vorhaben und Entscheidungsprozesse verlangen. |
| Vertrauen in den Staat | Das Vertrauen kann als Grundvoraussetzung für die Adaption von Smart Government Vorhaben betrachtet werden. Wenn Bürger Vertrauen in neue Technologien sowie in den Staat haben, werden sie «smarte» Verwaltungsangebote auch nutzen. |
| Vernetzung der Bürger (Partizipation) | Der Dialog und die proaktive Einbindung von möglichst vielen Anspruchsgruppen. Menschen sind über soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, u.ä. vernetzt und somit nur einen Klick voneinander entfernt. Gesellschaftliche/politische Anliegen lassen sich einfacher als früher organisieren. Partizipationsmöglichkeiten sind günstiger und technologisch einfacher umsetzbar. |
| Vernetzung der Wirtschaft (Kooperation) | Regionale Kooperationen sowie vertikale Verflechtungen zwischen Verwaltungseinheiten auf allen Ebenen und mit privaten oder öffentlichen Unternehmungen. Wenn in einer Verwaltung sowohl Vernetzung mit der Wirtschaft (Kooperation) wie auch Vernetzung mit Bürgern (Partizipation) möglich ist, kann man von Inklusion sprechen. Diese beiden Einflussfaktoren sind deshalb in der Vernetzungsanalyse zusammengefasst. |
| Organisatorische Vernetzung | Das Transformationsvermögen wird stark durch eine Koalition der Verwaltungsführung und eine «organisatorische Vernetzung» geprägt. Es braucht ein gemeinsames Verständnis für die Dringlichkeit und ein Problemverständnis, warum digitale Innovationen überhaupt notwendig sind. Idealerweise bündeln sich diese Vorstellungen in einer gemeinsamen digitalen Strategie innerhalb oder sogar zwischen föderalen Ebenen. Das föderalistische und dezentrale System der Schweiz birgt die Gefahr, «dass an mehreren Orten Insellösungen mit unterschiedlichen Fachverfahren, Rechenzentren und IT-Dienstleistern entwickelt werden, die nicht interoperabel sind» (Brüesch et al. 2017: 5). Gebündelte digitale Angebote setzen eine gemeinsame strategische Gesamtausrichtung, interoperable IT-Infrastrukturen und einen aktualisierten Rechtsrahmen voraus. |
| Digital Leadership | In der (populär-)wissenschaftlichen Literatur taucht der Begriff des Digital Leadership vermehrt auf (Avolio et al. 2000, Dörr et al. 2018). Damit gemeint ist die bewusste Einflussnahme der Führungskraft auf Einstellungen, Denkweisen und Verhalten der Mitarbeitenden zu Aspekten des digitalen Wandels. |
| Gesellschaft | |
| Gesellschaftliche Wertvorstellungen | Materialistische/Postmaterialistische Wertvorstellungen: neue Familienmodelle, Veränderung der Geschlechterrollen, Gleichgewicht Beruf und Freizeit, Sharing Economy (z.B. Mobility Angebote) |
| Akzeptanz digitaler Angebote | Die Akzeptanz digitaler Angebote der Bürger, die sich als Kunden, Mitarbeiter und Konsumenten in einer zunehmend digitalen Welt bewegen, sind keineswegs homogen. Auf der einen Seite stehen diejenigen Bürger, welche die gewohnte Nutzerfreundlichkeit intelligenter Plattformen auch im Umgang mit Politik und Verwaltung fordern. Auf der anderen Seite gibt es die digital weniger versierten Bürger, die nach wie vor analoge Prozesse bevorzugen. |
| Vertrauen in Technologie | Das Vertrauen kann als Grundvoraussetzung für die Akzeptanz bzw. Adaption von Smart Government Vorhaben betrachtet werden (vgl. Guenduez et al. 2017; Ma & Zheng 2018; von Lucke 2018). Wenn Bürger Vertrauen in neue Technologien sowie in den Staat haben, werden sie «smarte» Verwaltungsangebote auch nutzen (Venkantesh et al. 2016). |
| Digitale Kompetenzen | Die Kompetenzen i.S.v. Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen sowohl auf Seiten der Verwaltung als auch in der Gesellschaft sind für die digitale Transformation bedeutend. Dabei geht es nicht nur um die IT-Kenntnisse, sondern ganz stark auch um das Erfahrungswissen der Führungskräfte, solche Transformationen zu steuern. |
| Wirtschaft | |
| Wirtschaftliche Situation/Ressourcendruck | Ressourcendruck allgemein (Raum, Zeit, Geld, etc.) und Chancen der digitalen Welt Lösungen zu bieten Verschiebung in Billiglohnländer, Preiskampf, Outsourcing, Open Sourcing, Offshoring, Supply Chaining (KPMG nach Scherer (2016)). |
| Wettbewerb | Der internationale Standortwettbewerb zwischen Staaten lässt eine digitale Verwaltung im Sinne von Smart Government umso wichtiger werden. |
| Innovationsdruck | Verwaltung sieht sich einerseits durch Erwartungen/Ansprüche von Bürgern einem Innovationsdruck in Bezug auf die Digitalisierung ausgesetzt, da diese sich als Mitarbeiter sowie auch als Konsumenten in einer zunehmend digitalen Welt bewegen. Andererseits ist die simple Verfügbarkeit neuer Technologien innovationstreibend für die Verwaltung. Noch nie waren Technologien so schnell – fast unmittelbar nach ihrer Entwicklung – einsetzbar in der Praxis. |
